Eigenbau DLG

Fromms

Eigenbau DLG aus Depron

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Die Idee zum Bau des Fromms entstand während eines Wander- und
Modellflugurlaubs in den Tiroler Bergen. Inspiriert wurde ich
dabei von den Modellpiloten Karl-Heinz (der mit der Thermik kämpft),
der mir und meinem Sohn das DLG fliegen mit seinem FVK Blaster 2
näher brachte, und Stephan, der mit seinem Radian flog bis das Heck
brach und mit dem ich überlegte das Geschäftsmodell eines
„Berghütten-DLG“ aufzuziehen.

Zurück aus dem Urlaub ließ mich das Thema DLG einfach nicht
los. Stundenlanges Lesen in den gängigen RC-Foren im Internet
brachten viele Informationen und Inspirationen. Schnell wurde klar
hier geht von billigem Ramsch bis Superteuer für Wettbewerbszwecke
alles. Womit soll man beginnen, geht nicht auch ein preisgünstiger
Eigenbau?

Im englischsprachigem Forum www.rcgroups.com fand ich
schnell einen Thread unter der Überschrift: 40″ Depron Dynamite,
Kline Foglemen Depron build. Ein User aus den USA mit Nutzernamen
Dougmontgomery hat diesen Thread vor einigen Jahren gestartet. Alle
Infos wurden also als stiller Mitleser aufgesogen. Ein Eigenbau schien
machbar.

Geholfen haben mir auch die vielen Infos die auf der Homepage
von Werner Stark aus Österreich unter dem Namen
www.schmeissgeier.net zum Thema DLG und dem Prinzip Keep It
Simple (kurz KIS) veröffentlicht sind.

Folgende Vorgaben habe ich mir für meinen Eigenbau gemacht:

– Material für Flügel und Leitwerke aus Depron
– Leitwerks- und Flügelträger aus Kohlefaserrohr
– Rumpfboot aus GfK/Cfk
– Spannweite 120cm
– Gewicht unter 300 Gramm
– Flügelprofil gem. Kline-Fogleman

Größte Herausforderung bei einem DLG erscheint mir möglichst
wenig Masse im Heck zu binden und einen stabilen Flügel zu
konstruieren, der die Belastung beim Drehwurfstart
(DiscusLaunchGlide; kurz: DLG) aushält.

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Die geringe Masse im Heck habe ich versucht, durch die
Verwendung von nur 3mm starken Depron zu erreichen, was mit
Carbonrovings bzw. Carbonflachprofilen verstärkt wurde.

3mm Depron ist eine sehr fragile Angelegenheit. In den Foren
wird immer wieder dargestellt wie zusätzlich Erleichterungen
durch runde Ausschnitte gemacht werden.
Hierzu komme ich später noch.

Die beiden Leitwerke haben gemeinsam ein
Gewicht von ca. 8 Gramm.

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Insbesondere das Seitenleitwerk
muss beim DLG-Start die
extremen Kräfte aufnehmen können.

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Nachdem ich alles mit Oracover light bespannt hatte lag das
Gesamtgewicht bei 13 Gramm. Leider ist das Höhenruder durch
die Hitze beim Bügeln etwas geschrumpft – soweit zum
Thema empfindlicher Schaum! Die Löcher Habe ich übrigens
mit einer Metallhülse einer Zigarrenverpackung vorsichtig
ausgestochen.

Beim Flügel war schon mehr Gehirnschmalz gefragt. Zunächst
die Frage des richtigen Profils. Da ich keine Möglichkeit zum
Styroporschneiden habe und auch nicht eine CNC- Fräse mein eigen
nennen kann, sondern ein einfacher Tisch und die üblichen
Werkzeuge reichen sollten, habe ich mich an einen Artikel aus der FMT
12/2011 über sog. Stufenprofile nach Kline und Fogleman erinnert.
der Artikel wurde umgehend aus meinem Heftarchiv herausgesucht
und aufmerksam studiert. Geradezu Ideal ist dieses Profil für einen
Nachbau aus Depronplatten. Ich habe mich für die Variante nach KFm
2 mit nur einer Stufe entschieden, da nach Ansicht der Autoren diese
Variante gute Gleitleistungen bietet. Die Stufe soll danach auf der
Flügeloberseite angeordnet sein und bei einer durchschnittlichen
Flächentiefe von mehr als 130mm ungefähr 35% der jeweiligen
Flächentiefe ausmachen. An dieser Stelle sei soviel gesagt, dass die
Forschungen von Kline und Fogleman schon mehr als 40 Jahre

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zurückliegen und die aerodynamische Wirksamkeit in der Fachwelt
äußerst umstritten ist. Zur Einleitung der beim Start entstehenden
Kräfte habe ich mich für einen Flügelholm aus 3mm Carbonrohr
(gezogenes Rohr) entschieden. Ein Problem stellt in diesem Fall dar,
dass der Flügel gemäß der Fachliteratur bei einem DLG einen Winkel
zwischen 3 und 7 Grad pro Seite ausmachen soll. Ich habe mich als
Kompromiss für 5 Grad pro Seite entschieden. Unmöglich also das
Carbonrohr in einem Stück zu belassen! – wie sollte ich dieses Problem
lösen? Hilfe kam hier von anderer Seite: Auf der Suche nach einem
gedrehten Carbonrohr als Leitwerksträger zu einem annehmbaren
Preis stieß ich im Internet auf die Sparte der Lenkdrachenbauer. Ich
machte mich also schnell auf den Weg zum Ladengeschäft von
flyingcolours in der Eisenacher Straße in Berlin- Schöneberg. Zum
Bau von Drachen werden u.a. sog. Muffen aus Messingrohr zum
verbinden der Drachenrohre verwendet. Beim Betrachten der
verschiedenen Muffen und Carbonrohre kam mir so die Idee
Leitwerksträger und Flügelholm durch ein selbst zu fertigendes
Kreuzstück, ähnlich wie bei einem rautenförmigen Drachen
miteinander zu verbinden. Also eilig mit einigen Carbonrohren und
passenden Messinghülsen zurück an die Werkbank. Alles was zur
Fertigung notwendig war: Kleiner Schraubstock, Dremel, Zange,
Geodreieck, Lötkolben und die Portion
Modellbauverrücktheit!

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Zuerst habe ich von der 4mm Hülse mittig 1/3 mit
dem Dremel entfernt, dann den Winkel von 10
Grad vorgebogen und dann alles auf die 9mm
Messinghülsen winklig aufgelötet. Perfekt!
Genau wie ich es mir gedacht habe. Dadurch

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kann ich später den Flügel auf dem Leitwerksträger in die
richtige Position für den CoG
(Center of Gravity= Schwerpunkt) bringen und
Höhen- und Seitenleitwerk im
richtigen Winkel zum Flügel
ausrichten.

Als nächsten Arbeitsschritt habe ich die Flügelhälften
zusammengesetzt. Die Querruder wurden zunächst ausgeschnitten,
dann habe ich die abgelängten 3mm Carbonrundrohre in die dafür
vorbereiteten Vertiefungen der Flügelunterseite mit 5 Minuten Epoxi
eingeklebt. In einem weiteren Arbeitsschritt habe ich die Stufe des
KFm 2 Profils mit UHU Por auf die Flügeloberseite aufgeklebt.
Anschließend habe ich ich alle Teile schön verschliffen und die
Nasenleiste mit einem schönen Profil nach „Gefühl“ versehen.

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In die linke Tragfläche wurde dann noch auf Ober – und Unterseite
an der Außenkante ein bisschen dünnes Sperrholz
zur flächigen Kraftverteilung für das Launchpad
eingearbeitet, den ich aus Kohlerovings
laminiert habe.

Danach habe ich die beiden
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Flächenhälften zusammengefügt
und mit dem Kreuzstück mit 5-
Minuten-Epoxi verklebt, um das
Kreuzstück herum habe ich noch einen
kleinen Streifen Kohlefaserroving
in das Epoxi eingelegt. Ebenfalls
mit Kohlerovings bzw. Glasfasermatte
habe ich die äußeren
Tragflächenspitzen und die Bereiche
um das Launchpad verstärkt. Zum
Binden wurde hier der Schnelligkeit
halber 5-Minuten-Epoxi benutzt.

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Zum Abschluss habe ich mich dazu entschieden die Tragfläche

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mit Oracover light transparent zu bespannen. Eigentlich nur für die

schönere Optik und etwas Schutz für die empfindliche
Depronoberfläche. Die Querruder habe ich mit Paketband getapt,
vorher habe ich noch ein Stück Flachcarbon in die Querruder
eingebracht. Die Fläche wiegt 125 Gramm.

Den Höhenleitwerksträger habe ich aus einem Stück Balsaholz in
der Dicke des Carbonrohres gefertigt. Die Rundung des Carbonrohres
lässt sich super durch Auflage eines Schleifpapieres auf das
Carbonrohr und vorsichtigem Schleifen
anpassen.

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Da ich mich für ein angelenktes Seitenruder entschieden galt es
jetzt dessen Befestigung zu klären. Normalerweise wird ein Schlitz in
den Leitwerksträger eingearbeitet und das Leitwerk verklebt. Da ich
aber eine Anlenkung mittels 1mm Kohlefaserrohr geplant habe
entschied ich mich hier für eine zentrale Führung im Leitwerksträger.
damit stand fest das Seitenleitwerk wird seitlich am Leitwerksträger
angebracht. Hierzu war ein weiterer Pylon aus Balsaholz zu fertigen.
Das fertige Ergebnis ist auf dem nachfolgendem Bild zu sehen. Leider
habe ich das Seitenleitwerk für einen Rechtshänder auf der falschen
Seite angebracht, nun ist es so…

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Das Höhenleitwerk habe ich unterhalb des Kohlerohrs
angebracht. Hierzu gibt es unterschiedliche Meinungen in der
Fachwelt. Wichtig ist, das es nicht auf einer Linie mit dem Flügel liegt,

der Rest ist Geschmacksache und hat Vor- und Nachteile, bspw. bei
der Führung der Anlenkung.

Nun ging es den Flügel fertigzustellen. Da ich statt eines
Wurfstifts ein Launchpad bevorzuge habe ich mir eines laminiert. Die
Herstellung war recht einfach: auf die Griffmulden einer
Glasreinigerflasche habe ich direkt zwei Lagen Kohlerovings laminiert
und anschließend mit Tesafilm gestrafft. Nach der Trocknung ließ sich
alles gut ablösen, ein bisschen mit dem Cuttermesser beschnitzt und
beschliffen und schon war ein ergonomisches Launchpad geboren.
Das Launchpad wurde mit Uhu Endfest 300 eingeklebt.

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Als nächstes Problem ergab sich die Frage des Rumpfbaus! Wie
sollte ich das anstellen? Ein Kastenrumpf aus Balsa sieht nach
Brotkasten aus. Besser wäre eine Variante mit einer Aufstecknase.

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Zuerst wurde also ein Rumpfmodell aus Depron gebaut: 6mm Depron
Stücken in mehreren Schichten aufeinandergeklebt, grobe Form
ausgeschnitten und anschließend schleifen, schleifen und nochmal schleifen.
Natürlich im Garten über der
geöffneten Mülltonne wegen der vielen Krümmel!
So, und jetzt kommen wir zur Methode „Fromms“ ?

Die Abformung sollte nach der
Positivmethode erfolgen, aber doch eine möglichst glatte Oberfläche
im Ergebnis haben. Die meisten werden ahnen was jetzt
kommt: Kondome erschienen mir ein geeignetes Hilfsmittel für mein Vorhaben.
Also in die Drogerie. Es gibt viele Sorten.
Von Billyboy gibt es Extradicke Kondome die nicht so
schnell reißen. Gekauft und ab nach Hause….an den Modellbautisch.
Das Urmodell habe ich mit einem Fromms überzogen und im ersten
Schritt das Rumpfteil mit 80er Matte, Kohlerovings und Harz laminiert.
Wichtig: Für eine glatte Oberfläche jetzt ein weiteres Kondom
rüberziehen. Als nächsten Schritt habe ich die Rumpfnase mit gleicher
Methode hergestellt. Hier habe ich drei
Kohlerovings zur Verstärkung eingebracht.
nach der Trocknung ließ sich alles super
vom Urmodell trennen.

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Sicher lässt sich sowas besser und professioneller machen, aber

Leute: Das ist mein erstes selber laminiertes Rumpfteil, dafür finde ich
es gar nicht so schlecht gelungen.

Nun wird es kniffliger, der Einbau der Rc Komponenten ist dran.
Verwendung finden ein Spektrum AR 6100e, vier Digitalservos der 4,7
Gramm-Klasse von Turnigy und ein 500 mAh 1S LipoAkku. Zunächst
habe ich versucht ein Balsabrettchen als Träger für die Einbauten
zurechtzuschneiden, dabei zeigte sich das der Platz unter der
Stecknase einfach zu gering für den Einbau der Servos und der
Schubstangenführung mittels Cfk Stange ist. Ich habe deshalb vom
Rumpfrohr ein ca. 1cm langes Stück abgeschnitten und dieses über
insgesamt vier 3mm Starke Cfk Stangen mit dem eigentlichen
Rumpfrohr verbunden. Die Stangen habe ich zuerst mit
Sekundenkleber angepunktet und möglichst zentriert in der Stecknase
ausgerichtet, anschließend mit Aramidroving umwickelt und mit
Sekundenkleber getränkt – das hält bombenfest!

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An diesem „Grundträger“ können nun
alle RC Komponenten befestigt werden. Jetzt
beginnt die echte Fummelarbeit! Hier zeigt sich
das ich die Abziehnase sehr eng bemessen habe,
denn die 4,7 Gramm Servos hatten gerade so Platz und ich
musste die Servohebel befeilen, damit sie nicht an
der Abziehnase schleifen. Die Anlenkungen zum
Seitenruder erfolgte mit 1mm CFKStange und

gekröpften 1mm Stahldraht, den ich mit Sekundenkleber und
Schrumpfschlauch an der CFK-Stange befestigt habe. Das Höhenruder
habe ich mittels Faden angelenkt. Für die Rückstellung Habe ich ein
Stück 0,5mm Stahldraht u-förmig gebogen und in Höhe des
Ruderhebels eingebracht. Die Ruderhörner habe ich aus Servohebeln
gemacht, die ich in das Depron das ich an diesen Stellen vorher mit
Gewebe verstärkt hatte, eingeklebt habe. An Diesen Stellen habe ich

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übrigens das Gewebe von den Einnähern aus T-Shirts genommen.
Dieses ist sehr fein und leicht und eignet sich m.E. gut an diesen Stellen.

Die Querruder habe ich mit 1mm
Stahldraht direkt angelenkt.
Den Schwerpunkt habe ich auf
ungefähr 80mm hinter der Nasenleiste
bestimmt und mit etwas Bleizugabe
erreicht. Nun wartet mein FROMMS auf
seinen ersten Flug. Ich bin gespannt!

Fazit: Die meisten meiner
gesteckten Ziele habe ich erreicht. Spaß hat der Bau gemacht,
wenngleich ich mehr als 30h Zeit dafür aufgewendet habe und auch
einiges an Nerven und Material in den Bau gesteckt habe. Der Erstflug
verlief völlig unproblematisch, der Schwerpunkt ist passend. Ich muss

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mich nun an die richtigen Einstellungen herantasten!
Gerne diskutiere ich mit Euch über das Projekt. Sprecht mich auf
dem Modellflugplatz an oder mailt mir unter gallusx@web.de Eure
Meinung oder Anregung! Ich würde mich darüber freuen.

Fliegergrüße
von Stephan